Motivation - wie sie funktioniert (27.8.011 von Peter Krinke)

Es stimmt, Motivation ist eine Kopfsache und nicht jeder lässt sich gleich motivieren. Unterschiedliche Menschen reagieren unterschiedlich in der Ansprechbarkeit auf das dopaminbasierende Belohnungssystem im Gehirn die auf angeborene Unterschiede zwischen den Menschen

basieren.

Dopamin (DA) wird im Hirn produziert. Dopamin ist ein biogenes Amin aus der Gruppe der Katecholamine und ein wichtiger Neurotransmitter. Im Volksmund gilt es als "Glückshormon", dass  z.B. bei intensiven sog. Flow-Erlebnis ausgeschüttet wird. Je nach Veranlagung hat der Eine mehr Dopamin in den Nervenzellen vorrätig als der Andere. Wer viel Dopamin in seinem Speicher hat, bei dem wird ein Signal besonders gut verwaltet das positive Stimmung erzeugt.

Wer besonders dazu noch sensible Rezeptoren als Empfänger für das Signal hat ist umso leichter zu motivieren, auch das ist erblich bedingt.

Und wer das Dopamin besonders gut verwenden kann, bei dem sind die Dopaminspeicher schneller wieder voll. Wem viele solcher Faktoren in den Genen stecken ist besonders leicht zu motivieren. Ein sehr reaktives Dopaminsystem ist wie ein starker Motor der mit viel Energie abzieht und ein entsprechend weniger ansprechendes System ist wie ein schwacher Motor.

In welche Richtung der Motor arbeitet ist dann noch von einem geeignetem Anreiz abhängig.

 

Das ist schon der Prozess der MOTIVATION. Man braucht dazu Energie und eine Richtung.

 

Die Richtung für das Gewichtheben geben die Wettkampftermine vor und deren Bedeutung (Gegner). Daraus ergibt sich dann der Grad der Motivation.

Zur Umsetzung der Motivation für eine Spitzenleistung im Sport braucht der Körper Energie. Diese liefert in der entscheidenden Phase das Adrenalin.

Adrenalin ist ein Stresshormon und schafft als solches die Voraussetzungen für die rasche Bereitstellung von Energiereserven die in gefährlichen Situationen das Überleben sichern sollen (Kampf oder Flucht). Diese Effekte werden auf subzellurarer Ebene durch Aktivierung der G-Protein gekoppelten Adrenorezeptoren vermittelt (G-Proteine besetzen eine Schlüsselposition in der Signalweiterleitung zwischen Rezeptor und Secound - Messenger - Systemen).

Die Herstellung von Adrenalin findet in den Nebennieren statt.

 

Wenn aber dem Athleten im Gewichtheben schon in der Vorbereitung im Training auf ein Ziel (Hauptwettkampf) übermäßig viel abverlangt wird indem er dazu motiviert (getrieben) wird, sein Training häufig im Maximalbereich, also mit 90% und mehr z. B. im Reißen und Stoßen seiner Bestmarke auszuführen, kann dieser dann im Wettkampf mit Sicherheit nicht mehr sein wahres Potential abrufen.

 

2008 las ich eine Empfehlung des BVDG, Bericht - Intensive Versuche, wobei in den 9 folgenden Wochen vor einem Hauptwettkampf ca. 30 bis 35 Wiederholungen im Reißen im Maximalbereich, d.h. Versuche mit mindestens 90% und mehr der Bestleistung zur Ausführung empfohlen werden. Beim Stoßen noch ca. 25 Wiederholungen. Das sind im Reißen dann durchschnittlich immerhin bis knapp 4 Versuche und im Stoßen bis knapp 3 Versuche pro Woche.

 

Dabei werden je nach Veranlagung die Dopaminspeicher wie auch die Adrenalinproduktion in den Nebennieren stark gefordert oder gar erschöpft.

Bei so einer großen Zahl von Intensitätsversuchen überrascht es nicht wenn der Sportler dann nicht mehr in der Lage ist, seinen Hauptwettkampf in bester Form zu bestreiten. Ich sah schon Sportler bei Übertragungen in Eurosport (auch Deutsche) die bei Welt - und Europameisterschaften auf die Bühne stolperten.

Ihre Körpersprache signalisierte eher die Haltung eines Opfers statt eines Kämpfers. Die Folge war dann auch vorhersehbar: Totalausfall oder die Anfangslast wurde mit dem letzten Hemd im 3. Versuch bewältigt.

 

Bei der direkten Wettkampfbetreuung des Sportlers ist allerdings gesunder Menschenverstand gefragt. Wenn der Betreuer/Trainer selbst schon eine skeptische Einstellung (auch körpersprachlich) zeigt, wird er seinen Schützling damit verunsichern.

 

Zur erfolgreichen Betreuung eines Sportlers im Wettkampf gehört neben der Erfahrung eine eigene gesunde Persönlichkeitsentwicklung. Der Trainer muss sich vom individuellem Wohl des Sportlers leiten lassen. Schematische Regeln oder unverstandene psychologisierende Gebrauchsanweisungen sind da höchst ungeeignet.

 

Zu meiner schmerzlichen Überraschung musste ich feststellen, dass in unserem Verband gezielt negative Beeinflussung bei der Wettkampfbetreuung eines Jugendlichen vorgekommen ist. Der verantwortliche Trainer führte den hochtalentierten aber unerfahrenen Sportler bei seinem wichtigsten Wettkampf bewusst zu einem schlechten Ergebnis. Er hat ihn nach meiner Überzeugung aus persönlichen Gründen Schaden zugefügt und damit das Vertrauen unentschuldbar missbraucht. Der Jugendliche fragte sich, nachdem ihm das Verhalten des Trainers erst Tage nach dem Wettkampf so richtig bewusst wurde,ob es überhaupt noch Sinn für ihn mache Gewichtheben weiter zu betreiben.

Er brauchte danach fast 2 Monate um sein Training wieder aufzunehmen.

 

Solches Agieren eines Verantwortlichen im Jugendbereich halte ich für zwanghaftes Machtgehabe als Auswirkung einer für diese Tätigkeit ungeeigneten Persönlichkeit. Es ist nicht verantwortbar diesem Trainer nach einem derartigem Vertrauensbruch weiterhin Jugendliche anzuvertrauen.

 

Dieses "zynische Spielchen" ist ein Fall für Kapitel 10 in DAS TRAINING auf dieser Webseite.